Neueste Ideen und jahrhundertealter Stahl
Einstieg in die Kreislaufwirtschaft in der Smarten Demonstrationsfabrik Siegen.
Sie zeugen von sprühenden Funken, Schweiß und handfester Arbeit – die traditionsreichen Stahlträger einer alten Fabrikhalle in Kreuztal bei Siegen. Und diese Stahlträger geben heute brandneuem Wissen einen Raum. Die Smarte Demonstrationsfabrik Siegen (SDFS) am Campus Buschhütten bietet, in Form eines Reallabors, innovativen Ideen Platz zum Wachsen. Es wirkt wie ein kleines Stück Silicon Valley mitten in Deutschland. Hier züchtet etwa das Start-Up Innofarming beim Indoor Vertical Farming Lebensmittel mit der Vision, 99% Wasser zu sparen. Im Hintergrund dröhnen Maschinen, Lastenräder fahren durch die Halle und werden unermüdlich auf neueste Einstellungen getestet, IngenieurInnen huschen von Bildschirm zu Prototyp und zurück.
Impulsvorträge
Es seien die sogenannten R-Strategien, die aus der linearen Wirtschaft einen Kreislauf machen, wie Nikolai Kelbel, Co-Verantwortlicher unseres Teams „Produktionssystematik und Industrie 4.0“ bei TrendAuto2030plus, berichtete. R wie Refurbished, R wie Remanufactured, R wie Recycled und so weiter. Kelbel erläuterte diese Ansätze und zeigte so auf, wie Unternehmen ihr Produkt oder ihre Rohstoffe wieder und weiter nutzen können. Veranschaulicht wurde diese Theorie am praktischen Beispiel des e.Volution. Das Circular-Economy-Fahrzeug, das in Kooperation mit dem Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen entsteht, soll bis zu 50 Jahre halten. Wesentliche Bauteile sollen laut Kelbel problemlos austauschbar sein, um so die Lebensdauer des Fahrzeugs zu verlängern.
Der zweite Impulsvortrag von Prof. Peter Burggräf war nicht weniger spannend. Burggräf wurde unter anderem zum „Professor des Jahres 2019“ in der Kategorie Ingenieurwissenschaften/Informatik gewählt. Er ist Geschäftsführer der auf die Autoindustrie gemünzten Unternehmensberatung DRIVE Consulting und war am Aufbau des Streetscooters der Deutschen Post beteiligt. Aus solcher Expertise schöpfend, stellte er die traditionsreiche Geschichte der SDFS vor und erklärte, wie Nachhaltigkeit in der Umsetzung in Unternehmen funktionieren kann. Der Vortrag von Prof. Burggräf ist in der Dokumentation unserer Veranstaltung zu finden.
"Das Paradigma von Überproduktion- und kapazität in der produzierenden Industrie wird sich zukünftig ändern müssen"
Bei all den spannenden Ideen ging auch die Relevanz der Themen von TrendAuto2030plus nicht unter – insbesondere, warum Handlungsbedarf für uns alle besteht. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 2023 ist unsere globale Wirtschaft nur zu 7,2% zirkulär. Dieser Wert hat sich laut dem Circularity Gap Report 2023 sogar seit 2018 verschlechtert. Mehr als 90 Prozent aller verwendeten Materialien werden also weggeschmissen, fasst es der Report zusammen. Diverse Kipppunkte im Klimasystem sind längst überschritten. „Eine Nachhaltigkeitswende ist unausweichlich“, beschreibt es Kelbel.
Kreislaufwirtschaft soll also ein Ansatz sein, diese Probleme zu bekämpfen – die Nachhaltigkeitswende zu meistern. Doch was bedeutet das überhaupt? Wie kann ich als produzierendes Unternehmen bei all meinen Alltagsproblemen mit dieser Kreislaufwirtschaft starten und mal so nebenbei nachhaltig werden?
Diese Fragen stellten wir uns und wir sagen es gleich: Auch wir haben an diesem Tag keine finalen Antworten gefunden. Smart Factory Umgebung hin oder her. Doch eins hat sich aus den Vorträgen der Experten wie auch den Gesprächen mit den Teilnehmenden ein weiteres Mal gezeigt: Es ist der Austausch miteinander, es ist die Inspiration durch andere, es ist das Teilen von Lösungen, es ist die Schwarmintelligenz, es ist das Netzwerk, das den Weg in die Zukunft weisen kann. Und weil wir davon überzeugt sind, arbeiten wir bei TrendAuto2030plus daran, die regionale Automobil- und Zulieferindustrie zu vernetzen, für Matches zu Sorgen und Best Practices zu teilen. Besuchen Sie unsere Veranstaltungen und machen Sie mit!