Symposium 2024 Titelbild Christoph Haag
Die Auto- und Zulieferbranche im Wandel

Impulse und Innovationen in neuen Marktfeldern und Antriebstechnologien beim TrendAuto2030plus Symposium 2024

Am 14. November 2024 fand das dritte TrendAuto2030plus-Symposium in den Räumlichkeiten von KölnSky in der 28. Etage des Triangle-Towers in Deutz statt. Die zu Beginn des Tages gebotenen Keynotes ermöglichten Einblicke in die Potenziale des Luftfahrtmarktes für Automobilzulieferer sowie die zukünftige Rolle von Wasserstoff. Außerdem stellten unsere Expertinnen und Experten zahlreiche Ergebnisse aus der laufenden Netzwerkarbeit vor.

Transformation der Luftfahrt – Chance für Automobilzulieferer?

Dr. Harald Cremer, Netzwerkmanager von AeroSpace.NRW, eröffnete den Tag mit seiner Keynote zum Thema Aerospace. Das Netzwerk unterstützt die Luft- und Raumfahrtindustrie in Nordrhein-Westfalen (NRW) bei ihrer Transformation. Die Luftfahrtindustrie hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dieser Vorsatz erfordert eine Transformation entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insb. bei neuen Energieträgern und Antriebstechnologien und biete möglicherweise somit Raum für neue Akteure aus anderen Branchen wie der Automotive Industrie. Gleichzeitig prognostizierte Dr. Cremer einen steigenden Bedarf an neuen Flugzeugen. Global werden bis zum Jahr 2042 voraussichtlich etwa 40850 neue Flugzeuge ausgeliefert. Das würde einem Zuwachs von 58 Prozent entsprechen. Lässt sich in diesen Zahlen also eine Chance für einen Markteinstieg von Automobilzulieferern erkennen? 

Es gibt definitiv Potential für Akteure der Region, erklärte der Netzwerkmanager. „International fliegt kein Flugzeug ohne Bauteil aus Nordrhein-Westfalen“. Regional ist sehr viel Expertise vorhanden, teilweise liegt sogar die Technologieführerschaft in NRW. Zudem sei der Anteil der Zulieferer an der Wertschöpfung in der internationalen Luftfahrt mit 80 bis 96 Prozent grundsätzlich sehr hoch. Auf der anderen Seite gibt es laut dem Referenten aber auch multidimensionale Herausforderungen und hohe Markteintrittsbarrieren wie u.a. gesetzliche Vorgaben und ein hierarchisches Gefälle zugunsten der großen Hersteller – ähnlich wie im Automobil-Bereich. Die Frage, ob ein Markteintritt möglich und sinnvoll ist, muss letztlich im Einzelfall beantwortet werden. Erste Schritte für Unternehmen könnten es sein, über Netzwerkaktivitäten in der Branche Fuß zu fassen und so ein Gefühl für den Markt, Potentiale und Player zu bekommen. 

Dr. Harald Cremer, Netzwerkmanager von AeroSpace.NRW

Das Netzwerk AeroSpace.NRW bietet Unterstützung hierbei an. Die folgenden Präsentationsfolien von Dr. Cremer enthalten weitere Infos zu den Akteuren in der Region sowie Stärken und Schwächen des Markts.

Die Rolle des Wasserstoffs im Verkehrssektor

Dr. Stephan Herbst ist Leiter für Wasserstoffanwendungen bei Toyota

Die zweite Keynote steuerte Dr. Stephan Herbst, Leiter Wasserstoffanwendungen bei Toyota Motor Europe bei, um den Blick auf Wasserstofftechnologie, -strategie und neueste Entwicklungen in der Automobilbranche zu lenken. Zwar punktet Toyota aktuell mehr durch gute Absatzzahlen bei den Hybridfahrzeugen (BEV und ICE), ist als Nachzügler im Segment der rein batteriebetriebenen Fahrzeuge (BEV) weniger vom weltweiten Absatz- und Gewinneinbruch betroffen und widersteht der Krise; Und trotzdem ist man bei Toyota fest davon überzeugt: Die Wasserstoff-Zukunft kommt. Für den Energieträger Wasserstoff sprächen zunächst zwei Grundannahmen: Energie lässt sich mithilfe des Energieträgers Wasserstoff im Vergleich zu anderen Energieträgern nahezu verlustfrei speichern und transportieren. Mit einer auf Wasserstoff basierenden Wertschöpfungskette seien Unternehmen oder ganze Regionen zudem autark und damit krisenfester. Die Herausforderung bestehe zunächst darin, die nötige Infrastruktur für eine Wasserstoffwirtschaft und -mobilität zu schaffen. 

International gebe es dahingehend bereits viele Investitionen, wie Dr. Herbst berichtet. Ähnlich wie bei anderen Technologien, müssen sich die westlichen Staaten aber auch hier darum bemühen, nicht abgehängt zu werden. In den USA und Europa, speziell in Deutschland, gibt es bereits ein Wasserstofftankstellennetz. Allerdings stagnierte der Ausbau hier zuletzt, während er in China beschleunigt wurde. Zudem, so Dr. Stephan Herbst, verfüge China bereits über die mit Abstand größte Elektrolysekapazität der Welt. „Wir müssen nun Gas geben und wir müssen deregulieren (…) Wenn wir die Restriktionen von Anfang an zu strikt setzen, schaffen wir nur Hürden, die dann wieder den Markthochlauf behindern.“ 

Warum aber sollte der europäische Verkehrssektor überhaupt auf Wasserstoff umsteigen, wenn die Elektrifizierung schon so weit fortgeschritten ist? Unterschiedliche Kundenbedürfnisse im Fahrzeugbereich sowie regionale Unterschiede in beispielsweise der Infrastruktur erforderten laut Dr. Herbst, dass sich BEV und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEVS) in Zukunft ergänzen. Zwei parallele Infrastrukturen seien aus volkswirtschaftlicher Sicht günstiger als eine rein auf BEVs ausgelegte Infrastruktur. „Wasserstoff ist komplementär. Wir glauben nicht an ein Entweder-Oder…Wir brauchen die Elektrifizierung ebenso wie den Wasserstoff (…) Wir brauchen beide Lösungen für die Dekarbonisierung.“ 

Toyota gehe strategisch sogar noch weiter, so Dr. Herbst. Das Unternehmen hat sich strategisch zum Ziel gesetzt, bereits bis 2040 in Europa Klimaneutralität zu erreichen. Die Zukunft ist ungewiss, daher möchte sich Toyota breit aufstellen und nicht nur auf eine oder zwei Technologien setzen. Die Bandbreite reicht also vom Verbrenner bis zum FCEV in Abwägung des jeweiligen Anwendungsfalls. So eignen sich FCEV beispielsweise besonders für Taxiflotten, da sie im Vergleich recht schnell zu beladen sind und hohe Reichweite bieten, erklärte Dr. Herbst. 

Podiumsdiskussion mit

  • Prof. Christoph Haag (Projektleitung TrendAuto2030plus, TH Köln)
  • Dr. Paul Hecker (Mitglied der Geschäftsführung, IG Metall)
  • Dr. Stephan Herbst (Leiter Wasserstoffanwendungen Toyota Motor)
  • Kirsten Osterspey (Abteilungsleiterin Arbeitswissenschaft, kölnmetall)
  • Dr. Harald Cremer (Netzwerkmanager AeroSpace.NRW)

Die Podiumsdiskussion beleuchtete die Realisierbarkeit einer Wasserstoffwirtschaft aus verschiedenen Perspektiven. Die Teilnehmenden sprachen technologische, preisliche und vor allem aber auch regulatorische Hürden an. Das Ziel, Wohlstand und Beschäftigung in der Region zu halten, war allen Vertreterinnen und Vertretern äußerst wichtig. Die Wasserstoff-Technologie ist in den Augen von Dr. Stephan Herbst (Toyota Motor Europe) hierbei ein möglicher Weg in eine sozial und ökologisch verträgliche Zukunft. Frau Kirsten Osterspey von Kölnmetall betonte, wie viel Potenzial das Rheinland/NRW als Standort bietet und verwies branchenübergreifend auf die vielen Hidden Champions und kleinen- und mittelständischen Technologieführer in der Region.

Von der Idee zur Intelligenz: Der prozessorientierte Weg zur KI in der Automobilindustrie

Symposium KI
Alexander Nüßgen, KI-Experte bei TrendAuto2030plus

Alexander Nüßgen gab den Startschuss für die Vorstellung bisheriger Ergebnisse des TrendAuto2030plus Netzwerks. Er stellte die Workshop-Reihe „Programmierung einer KI – Schritt für Schritt vor“, die er gemeinsam mit seinen Kollegen Marcus Irmer und Martin de Fries unter Unterstützung von Prof. Margot Ruschitzka gestartet hat. Ziel der Workshop-Reihe ist es, Künstliche Intelligenz für kleine und mittlere Unternehmen der Automobilbranche greifbar und anwendbar zu machen. Dabei geht das Team in den Dialog mit produzierenden Unternehmen und identifiziert KI-Anwendungsfälle in ihrer Produktion. Gemeinsam mit dem Unternehmen wird dann ein Lösungsansatz prototypisch entwickelt und in einer öffentlichen Veranstaltung auch anderen Unternehmen greifbar gemacht. So konnten unsere Experten bereits bei der Hans Berg GmbH & Co. KG sowie der STRIKO Verfahrenstechnik GmbH Potentiale Künstlicher Intelligenz heben.

Sie haben einen möglichen Anwendungsfall in Ihrem Unternehmen und sind an einem Austausch mit unserem Team interessiert? 

Unser KI-Team hat darüber hinaus einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden zur Programmierung einer KI entwickelt. 

Kompetenzplattform.NRW: Innovationen durch Netzwerken, Technologien und Weiterbildung

Im zweiten Teil der Ergebnispräsentation stellte Dafina Bulliqi die Kompetenzplattform.NRW vor. Gemeinsam mit unseren Partner-Netzwerken ATLAS Südwestfalen und TRAIBER.NRW erheben unsere Expertinnen und Experten fortlaufend Daten, um einen Überblick über die Auto- und Zulieferbranche in NRW zu schaffen und folgende Fragen beantworten zu können: Welche Unternehmen gibt es überhaupt? Was sind ihre Kernkompetenzen? Welche Technologien beherrschen sie und welche sollten sie sich mit Blick Richtung Zukunft aneignen? Welche Kompetenzen brauchen Beschäftigte dafür und gibt es entsprechende Weiterbildungsangebote? Die Ergebnisse dieser iterativen Datensammlung bilden wir nun auf der Kompetenzplattform ab und bieten so Unternehmen der Branche und angrenzenden Stakeholdern ein umfassendes Angebot. Die Plattform besteht aus drei Bausteinen: 

Dafina Bulliqi, Expertin für Technologiemanagement und Gschäftsmodellinnovationen

Der Mobilitätsatlas listet alle relevanten Stakeholder in der Region auf und bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über die Kernkompetenzen, sondern erleichtert durch Filtermöglichkeiten auch die gezielte Suche. So kann er Unternehmen unter anderem dazu dienen, neue regionale Kooperationspartner zu finden oder sich in einem Benchmarking mit der Konkurrenz zu vergleichen.

Die Technologiedatenbank zeigt aufkommende Technologien und Trends der Automobilindustrie und angrenzenden Bereichen auf und stellt diese anhand ihres Wirkungs- und Reifegrads vor. Die Datenbank kann Unternehmen so etwa als eine Art Früherkennungssystem dienen. 

Die Weiterbildungsdatenbank listet komplementär dazu passende Qualifizierungsangebote auf. Über verschiedene Filtermöglichkeiten wie Thematik, Zielgruppe, Standort, Dauer oder Kosten können in der Datenbank einfach relevante Weiterbildungsangebote identifiziert und miteinander verglichen werden. 

Qualifizierungsbedarfen auf der Spur: Future Skills & vorausschauendes Kompetenzmanagement

Symposium Nickel
Dr. Elke Nickel verantwortet das Handlungsfeld Qualifikation bei TrendAuto

Dr. Elke Nickel veranschaulichte anschließend, wie sie gemeinsam mit ihrem Team seit Start des TrendAuto-Projekts den aktuellen und v.a. zukünftigen Qualifizierungsbedarfen auf der Spur ist. So haben die Kolleginnen und Kollegen in den Workshops zum Projektstart mit beteiligten Unternehmen erfasst, welche Trends und Ideen in den nächsten Jahren Einzug halten werden. In der Folge wurden so externe Einflussfaktoren auf die zukünftigen Anforderungen an die Beschäftigten ermittelt. Zum anderen stellte Dr. Nickel externe Publikationen zum Qualifizierungsbedarf der Zukunft vor, die sie bei ihrer Arbeit unterstützt haben und die z.B. für Personalverantwortliche, Geschäftsführende wie auch Beschäftigte der Branche selbst wertvolle Lektüren darstellen wie u.a.: 

Zuletzt bewarb Dr. Elke Nickel das in Arbeit befindliche Konzept transFORMbar, das relevante Zukunftskompetenzen systematisch aufzeigen und handhabbar machen wird. Melden Sie sich jetzt bereits zum nächsten Workshop zu diesem Thema an, den wir gemeinsam mit unserem Partner kölnmetall veranstalten, um keine Ergebnisse zu verpassen.

Vorstellung “Die Automobil- und Zulieferindustrie in NRW. Handlungsleitfaden zur erfolgreichen Transformation”

Zum Abschluss stellte Thomas Tomakidi, Vertreter unseres Konsortialpartners kölnmetall, erstmals unseren umfangreichen Handlungsleitfaden zur erfolgreichen Transformation für KMU vor. Im Dialog mit teilnehmenden Unternehmen unserer Workshops haben unsere wissenschaftlichen Expertinnen und Experten in den vergangenen zwei Jahren relevante Herausforderungen der Transformation ermittelt und passgenaue Lösungswege erarbeitet. Die Lösungsansätze basieren dabei sowohl auf erfolgreichen Praktiken engagierter Unternehmen als auch auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. 

Der Handlungsleitfaden bietet Unternehmerinnen und Unternehmern zu Beginn die Möglichkeit, ihr Verständnis für die von uns identifizierten sieben Themenfelder der Transformation anhand von Leitfragen zu schärfen. Darauf aufbauend können sie dann den Reifegrad ihres Unternehmens in den sieben Themenfeldern selbst testen und ggf. mit Hilfe unserer Handlungsempfehlungen entsprechend steigern. Der Leitfaden richtet sich insbesondere an KMU. Wir danken allen Mitwirkenden für ihre Unterstützung und freuen uns über Rückmeldungen sowie Verbesserungs- oder Erweiterungsvorschläge.

Tomakidi Symposium
Thomas Tomakidi unterstützt TrendAuto auf Seiten des Arbeitgeberverbands kölnmetall

Ausblick 2025

Ulrich Steinsiepe Symposium
Ulrich Steinsiepe leitet die Geschäftsstelle von TrendAuto2030plus und moderierte durch den Tag

Ulrich Steinsiepe, Leiter der Geschäftsstelle TrendAuto2030plus, gab zum Abschluss einen Ausblick auf das kommende Jahr. So haben wir bereits mehrere Veranstaltungen zu den Themen berufliche Weiterbildung und Business Model Innovation für das Frühjahr 2025 geplant. Weitere Termine veröffentlichen wir in Kürze in unserem Veranstaltungskalender.

Ebenfalls werden wir zeitnah weitere Leitfäden/Studien veröffentlichen, um die Auto- und Zulieferbranche bei ihrer Transformation zu unterstützen:

  • „Leitfaden zur Entwicklung erfolgreicher Geschäftsmodelle“ (Dafina Bulliqi und Prof. Christoph Haag)

  • „Die Zukunft der Fahrzeug-und Zulieferindustrie 2030+: Szenarien für die Rheinische und Oberbergische Region“ (Sebastian Schmitt und Prof. Christoph Haag)

Im Anschluss an die offiziellen Tagesordnungspunkte konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Mittagessen mit Blick über Köln austauschen. Wir danken allen Beteiligten für ihre Unterstützung – insbesondere Herrn Dr. Cremer und Herrn Dr. Herbst. 

Sie sind herzlich zu unseren Veranstaltungen eingeladen

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